Ich bin ein schlechter Lehrer
Nach einigen intensiven Arbeitswochen melde ich mich wieder bei euch zurück.
Ein Highlight war definitiv das Konzert zusammen mit der Band StringTheory im ausverkauften Degginger.
Neben der Vorbereitung auf dieses bewegende Ereignis habe ich verschiedene Musik- und Kommunikationskurse gegeben.
Einer meiner üblichen Schritte zu Kursbeginn ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu fragen, was sie zu mir geführt hat und was sie gerne lernen möchten.
Die Bedeutung der Freiheit beim Musizieren
Die Antworten lassen mich immer wieder erstaunen: neben konkreten Inhalten oder Songs landen oft auch folgende Punkte auf der Flipchart:
- Frei spielen
- Ohne Druck
- Sich trauen
- Hemmungen verlieren
- Einfach drauf los spielen
- Interessanter klingen
- Kreativ sein
- Erlaubnis, Übende zu sein
- Flow, Verbindung, Selbstausdruck
- Intuitiv, neugierig, spielerisch
- Ängste/Blockaden lösen
- Struktur vs. Freiheit
Wenn ich genauer nachfrage, höre ich spannende und manchmal bewegende Geschichten.
Geschichten von Klavier- oder Gitarrenlehrern, die ihre Schüler maßregeln, anstatt sie zu inspirieren.
Von Vorspielabenden, die eher zur Tortur als zur Freude wurden.
Und von Konzertbesuchen, die Bewunderung und Selbstzweifel gleichermaßen hervorrufen.
Das alles kann ich sehr gut nachvollziehen, denn ich war selbst einmal dort.
Und es wäre großartig, wenn Menschen, besonders meine Schülerinnen und Schüler, einfach frei spielen könnten – ohne Druck, mit Neugier und Mut und ohne Ängste.
Einfach Musik machen.
Mit Freude.
Der Weg zur eigenen Inspiration
Doch wenn ich ehrlich bin, kann ich euch nicht sagen, wie das geht.
Hier versage ich total als Lehrer.
Warum?
Weil ich es nicht weiß.
In solchen Momenten kann ich nur mit einer Gegenfrage antworten: „Was hält dich davon ab?“
Es mag gute Gründe geben, die ich nicht kenne.
Möchtest du wissen, wie du kreativ bist?
Nur du kannst wirklich wissen, was dich davon abhält.
Und nur du kannst in dich selbst hineinspüren.
An diesem Punkt bin ich ein schlechter Lehrer!
Ihr seid eure eigenen Lehrer.
Und genau darum geht es.
Übernehme Verantwortung für dich selbst und würdige all das, was bereits da ist.
Werde zu deiner eigenen wertschätzenden Lehrerin oder deinem eigenen wertschätzenden Lehrer.
Dann frage dich: ‚Was hält mich eigentlich ab?‘
Oder anders formuliert: ‚Was bräuchte ich jetzt?‘
Das Gute an Zweifeln und Sorgen
Vor zwei Monaten fragte mich der Vorstand des Regensburg Jazzclubs, ob ich Lust hätte, wieder einmal ein Konzert zu spielen.
Ich hatte Lust!
Doch ich hatte keine Band.
Kurz vor dem Konzert bot sich auf einer Jazzsession in Landshut die Band StringTheory an, mit mir zu spielen.
Ich freute mich total drauf.
Es blieben nur zwei Monate Zeit, und je näher der Termin rückte, desto mehr Zweifel und Sorgen beschlichen mich.
Am Ende spielten wir das Konzert, und es erfüllte mich total.
Es hat mir wieder gezeigt, dass es auch in Ordnung ist, Zweifel und Sorgen zu haben.
Sie sind ein Motor für das Üben.
Auch sie dürfen da sein.
Das ist menschlich.
Dann wird Musik!
In diesem Sinne wünsche ich euch viel Freude beim Entdecken!
Musikalische Grüße,
Florian
P.S.: Was ich als Lehrer kann, ist in erster Linie den Raum zur Verfügung zu stellen, damit Schülerinnen und Schüler Erfahrungen machen können.
Sich ausprobieren. Lernen. Wachsen.
Gemeinsam in einem bewertungsfreien Raum.
Und natürlich wertvolle Übungen anleiten, die SchülerInnen dorthin begleiten, wo sie gerade hinmöchten.
Bald finden zwei Klavierkurse für Anfänger statt, in denen es genau darum geht: Easy Piano Songbegleitung und Piano Express Yourself.
Am 26. April gibt es einen Jazz-Kurs für Fortgeschrittene, die sich auf ihre erste Jam Session vorbereiten möchten: Jazz Piano Jam.
Und am 18. Mai findet der Blues Guitar Intermediate Kurs für alle fortgeschrittenen Gitarristinnen statt, die intuitiv in der Gruppe Blues jammen und erforschen möchten.
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